Gegen 09:45 Uhr sitzen zwei Personen auf einer Bank, den Leuchtturm Kleiner Preuße im Rücken und schauen, ganz in Gedanken versunken, übers Watt zu den aus-und einfahrenden Schiffe in der Wesermündung vor sich. Dies sind Judith Horst und Stefan Reiß, und mit dabei ihr Hund Murphy, ein temperamentvoller Jack-Rassel. Wenn man gewusst hätte, um wen es sich hier handelt, hätte man vielleicht deren Gedanken erahnen können. Sie drehten sich sicherlich um die gleich bevorstehende Trauung im Kleinen Preußen. Zu diesem bedeutenden Anlass waren alle Drei bereits vor wenigen Tagen aus Belgien angereist und haben in Wremen Quartier bezogen. Nun war der große Augenblick gekommen. Die Standesbeamtin, Frau Bianca Marjenhoff, war eingetroffen, und auf Drängen der Brautleute ging es sofort in den Turm. Normalerweise lautet die erste Frage an die Brautleute: „Haben Sie auch Ihre Ringe dabei?“ Diese Frage musste sie in diesem Fall aber nicht an das Brautpaar richten, sondern an ihren Hund, denn der trug sie an seinem Halsband und hatte somit dafür gesorgt, dass die Ringe auf dem Weg von Belgien nach Wremen gut gesichert waren.
Die Trauung vollzog sich ohne Komplikationen, und zwei glücklich strahlende Eheleute zeigten sich anschließend auf dem Turmbalkon unter der Hochzeitsfahne. An ihren Ringfingern glänzten zwei besonders eindrucksvolle Ringe, gefertigt als eine individuelle Goldschmiedearbeit. Der Wohnort der nun frisch Vermählten ist die kleine Ortschaft Küchelscheid bei Bütgenbach in Belgien, in unmittelbarer Nähe zur Deutschen Grenze. Beide sind aber in Deutschland geboren und arbeiten hier auch. Somit sind sie im wahrsten Sinne des Wortes fast tägliche Grenzgänger. Die Braut hat eine besonders interessante Arbeit. Sie steuert einen Milchtankwagen, mit dem sie tagsüber mehrere Milchbauern in Belgien anfährt und anschließend die Milch bei einer deutschen Molkerei abliefert. Auf die Frage, wie kommt man auf den Kleinen Preußen als Trauungsort wenn man in Belgien wohnt, gab es folgende Erklärung: die Trauung sollte im kleinsten Rahmen, also ganz allein und an einem nicht alltäglichen Ort stattfinden, und dann musste es ein Ort sein, an dem auch der Hund Murphy mit dabei sein konnte. Und dies war hier im Kleinen Preußen möglich. Und schließlich war es die Web-Seite des Kleinen Preußen, die letztendlich die Entscheidung für den Kleinen Preußen herbeiführte. Anhand der vielen Beiträge, die man dort in Wort und Bild nachverfolgen kann, konnte das Brautpaar erkennen, im Kleinen Preußen kann jeder nach seiner ganz persönlichen Vorstellung glücklich werden, ob in „Weiß“, in „legerer Straßenkleidung“ oder im „Fischerhemd“. Dies war ihnen sehr wichtig, und wie die Bilder zeigen, haben sich beide für das Fischerhemd entschieden, was aber zu leichten Problemen beim richtigen knoten des Halstuches führte. Das nun jung vermählte Ehepaar wird noch zwei Tage in Wremen bleiben, bevor es dann noch einen Abstecher nach St. Peter Ording macht. Von dort ist auch ein Ausflug zur Insel Helgoland geplant.
Zum Abschluss der Trauungszeremonie trug sich das Ehepaar noch in das Hochzeitsbuch im Leuchtturm ein, wo auch Murphy seinen deutlichen Pfotenabdruck hinterließ.